Konstruktives und ehrliches Feedback zu geben und in Empfang zu nehmen ist für das wissenschaftliche Arbeiten unabdingbar. Insbesondere, wenn dies außerhalb der Universitätsräumlichkeiten erfolgt. Daher werden Socratics Seminare regelmäßig im Rahmen eines Retreats organisiert. So fuhren die Doktorand*innen in der Vergangenheit bereits nach Leibnitz in das Schloss Seggau (im Herbst), nach Haus im Ennstal und im Sommer nach Strobl am Wolfgangsee. In Strobl findet jährlich der Sommerdiskurs statt, an dem die Fellows ebenso teilnehmen.
Zu den zwei Sessions berichten zwei unserer Fellows. Da es diesen Sommer zur höchsten Teilnehmer*innenanzahl kam, mussten zwei Gruppen kreiert werden. Ausführlicher hierzu nun die zwei Berichte:
Willkommen in Strobl!
Johannes Lukan
Gruppe I
Auch 2024 begann das Sommerprogramm der Ars Iuris am BIFEB, direkt gelegen am malerischen Wolfgangsee, wieder mit zweitägigen Socratics-Sessions, bevor die Woche mit der dreitägigen Tagung „Sommerdiskurs“ abgerundet wurde. Auf Grund des großen Andrangs durch die Fellows wurden für die Socratics zwei Gruppen gebildet. Es folgt ein Bericht über die Sessions in Gruppe 1.
Gruppe 1 der Socratics in Strobl stand unter der Leitung von Univ.-Prof.in. Dr. MMag. Michaela Windisch-Graetz und unserem Studienprogrammleiter für das Doktorat, Univ.-Prof. Dr. Franz-Stefan Meissel. Dieses dynamische Duo führte mit der Erteilung des Wortes, Time-keeping und eigenem wertvollen Input durch das Referatsprogramm, das dem bewährten Konzept der Socratics folgte: Hierbei wird zunächst jeder der zuvor eingereichten juristischen Fachtexte im Rahmen eines Hauptreferats von einer vom Autor oder der Autorin verschiedenen Person zusammengefasst und konstruktiv kritisiert, wobei auch mit Lob nicht gespart wird. Sodann geben zwei Nebenreferent*innen weiteres Feedback zum jeweiligen Text, etwa zu dessen Inhalt, Stil und Struktur. Schließlich wird die Diskussion für das Plenum geöffnet und jede*r Einzelne kann sich noch zusätzlich mit Lob und Anregungen einbringen.
Bei insgesamt 15 Fellows in Gruppe 1 wurden zwölf Texte diskutiert, die thematisch querbeet reichten, von antikem römischem Schuldrecht bis hin zu künstlicher Intelligenz, verschiedentlich betrachtet vom Blickpunkt des Urheberrechts und demjenigen des Bilanzrechts. Die jeweils drei Vor- und drei Nachmittagsreferate an jedem der beiden Seminartage trennte sowohl am Montag als auch am Dienstag ein Mittagessen und ein wohlverdienter Sprung ins kühle Nass in das kristallklare Wasser des Wolfgangsees bei Prachtwetter.
Ein besonderes Highlight im Rahmen unserer Socratics-Sessions stellte der „Gastauftritt“ der Soziologin und Juristin Prof. Bo-Mi Choi, BA, PhD, von der Harvard University am ersten Referatstag dar. Sie gab dem Kollegen Christoph Korab, der als einziger in dieser Gruppe einen englischen Text eingereicht hatte, als Quasi-Native-Speakerin sprachliches Feedback.
Insgesamt wurden in Gruppe 1 die folgenden Texte in chronologischer Reihenfolge diskutiert:
- „Sanus per aquam" – doch auf wessen Kosten? Überlegungen zum Impensenersatz und eine Exegese zu D.17.1.16 (von Ana Kumin);
- Die Zuständigkeit staatlicher Gerichte in innerreligionsgemeinschaftlichen Angelegenheiten (von Conny Tscheppe);
- Der Cyber Resilience Act (Adriana Winkelmeier);
- An economic analysis of the use of copyright protected data for AI Training (von Christoph Korab);
- Wirtschaftliche Zurechnung des Bilanzierungsobjekts KI (von Sebastian Gensluckner);
- Der Innenregress zwischen Vorstand auf Aufsichtsrat in Fällen solidarischer Organhaftung (von Benedikt Mitsche);
- Entgeltklauselkontrolle (von Leonard Soldo);
- Konkretisierung des Leistungsfähigkeitsprinzips für die Untersuchung der Inkonsistenz bei der Besteuerung privater Veräußerungsgewinne von Kapitalanlagen (von Stella Müller);
- Was ist ein Gebäude im Sinne der §§ 417 - 419 ABGB? (von Jonathan Brunner);
- Die Lehre vom Stufenbau – erläutert anhand des inner-österreichischen Rechts (von Johannes Lukan);
- Konsenslose Behandlungen und Zwangsbehandlungen im weiteren Sinne: zur Rechtslage (von Leon Seller);
- Die Funktionsweise der österreichischen Stromwirtschaft (Dumancic)
Emily Madl, Clara Sator und Toni Dirlinger nahmen ohne Text teil und gaben hervorragendes Feedback. Leider erkrankt war Jakob Gstach, der nicht an den Socratics teilnehmen konnte und erst zum Sommerdiskurs in der zweiten Wochenhälfte dazustoß.
Eindrücke aus der Gruppe I
Alexandru Silaghi
Grupppe II
„Socratics“-Zeit! Am 29. und 30. Juli 2024 fand in Strobl am Wolfgangsee das „Socratics“‑Seminar für die Fellows der Ars Iuris statt. Doktorandinnen und Doktoranden erhielten die Gelegenheit, ihre Texte einzureichen, die anschließend im Rahmen des zweitägigen Seminars analysiert und diskutiert wurden. Der wertvolle Austausch von Perspektiven trug nicht nur zur Verbesserung der Qualität der Arbeiten bei, sondern schuf auch ein Gemeinschaftsgefühl unter den Fellows, das die gesamte gemeinsame Woche am malerischen Wolfgangsee begleitete.
Nach einer entspannten Anreise und einem gemütlichen Auftaktabend in der Pizzeria Carl‑Zone ging es für die Ars Iuris Fellows am Montagmorgen direkt in medias res: Die „Socratics“-Session stand auf dem Programm. Um den vielen eingereichten Texten gerecht zu werden, wurden die Fellows in zwei Gruppen aufgeteilt, sodass jeder Beitrag gründlich diskutiert werden konnte. Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Iris Eisenberger, M.Sc. (LSE) widmete sich Gruppe II einem breiten Themenspektrum, das insgesamt zwölf Texte umfasste. Die behandelten Themen reichten von Kartellrecht über Zivil- und Zivilprozessrecht bis hin zu Arbeits-, Gesellschafts-, Umwelt- und Digitalisierungsrecht. In dieser Runde waren folgende Fellows vertreten: Alena Bischinger, Cansu Cinar, Barbara Engleitner, Theresa Henne, Saskia Kaltenbrunner, Matthias Klonner, Katharina Pötz, Isis Rezegh, Alexandra Salnikow, Chiara Schartmüller, Helene Schnabl, Silke Schusser, Florian Seitz, Alexandru Silaghi, Adnan Tokić, Lena Tschurlovich und Daniel Mert Yilmaz.
Die diesjährige „Socratics“-Session in Strobl war geprägt von respektvollen und fairen Diskussionen auf Augenhöhe. Dabei wurden die eingereichten Texte gründlich unter die Lupe genommen – von sprachlichen Feinheiten über die Struktur und Gliederung bis hin zur inhaltlichen Substanz.
Diskutiert wurden folgende Texte:
- Patients and healthcare professionals under the Artificial Intelligence Act's requirements for deployers (Kaltenbrunner)
- Persönlichkeitsrechte und Künstliche Intelligenz: Eine Untersuchung des Rechts auf freie Entfaltung der Persönlichkeit in einer prognosegetriebenen Welt (Henne)
- Individualisierungstendenzen im österreichischen Bestandschutz – vom Kollektiv zum Individuum als Schutzobjekt (Schnabl)
- Das europäische Emissionshandelssystem. Verwirklichung des Verursacherprinzips, oder umweltpolitische Symbolik? (Seitz)
- Dynamische Rechtsprechung in der Klimakrise: Das Recht auf eine gesunde Umwelt nach dem IAGMR (Cinar)
- Lis Pendens im Kontext von Verbandsklagen (Schusser)
- Die UGP Richtlinie und der individuelle Schadenersatzanspruch (Klonner)
- Optimale Sanktionen im Kartellrecht (Tokić)
- Stimmrechtsberater: ein Marktüberblick (Yilmaz)
- Einfluss Dritter auf die Geschäftsführung (Tschurlovich)
- Die Gehilfenzurechnung bei der Tierhalterhaftung (Engleitner)
- Inhalt des ästhetischen Behandlungsvertrags – Schönheit als geschuldeter Erfolg? (Bischinger)
Am Nachmittag nutzten die Fellows ihre freien Stunden, um sich im erfrischenden Wasser des Wolfgangsees abzukühlen. Auch die ein oder andere hitzige Runde Spikeball wurde ausgetragen. Zum krönenden Abschluss besuchten die Fellows am Dienstagabend den Landgasthof Weissenbach, wo sie die Gelegenheit hatten, die köstliche traditionelle Salzburger Küche in geselliger Runde zu genießen.
Eindrücke aus der Gruppe II
In der Hoffnung, dass alle tolles Feedback bekommen haben, freuen wir uns auf die nächste Socratics-Session, sei es in der gewöhnlichen Umgebung in einem Seminarraum oder im Herbst vor/nach dem Heurigen in der Südsteiermark!
Best wishes,
die Ars Iuris Vienna Doctoral School