Think outside the box – wissenschaftliche Texte durch die interdisziplinäre Brille sehen

25.02.2021 09:00 - 16:00

Ein kurzer Nachtrag zur Online Socratics Session vom 25. Februar 2021.

von Nina-Maria Thomic

Die Fellows der Ars Iuris Doctoral School in Law and Jurisprudence trotzten am 25. Februar 2021 bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr den corona-bedingten Einschränkungen und versammelten sich online, um gemeinsam wissenschaftliche Texte zu besprechen. Für all jene, die bis jetzt noch keine Socratics Session miterleben durften, ein kurzer Überblick über den Ablauf: einige Doktorand*innen diskutieren gemeinsam vorwiegend rechtswissenschaftliche Texte wie Auszüge aus Dissertationen oder Beiträge für Fachzeitschriften und ermöglichen es den Autor*innen ihre Texte mit dem gesammelten Feedback zu perfektionieren. Die Diskussion wird moderiert und bereichert durch das Leitungsteam der Ars Iuris Doctoral School, Univ.-Prof. Mag. Dr. Franz-Stefan Meissel und Univ.-Prof. MMag. Dr. Michaela Windisch-Graetz. Bereits vor Beginn der Session fließt viel Zeit seitens aller Beteiligten in das sorgfältige Studium der Texte und in die Vorbereitung kurzer Referate, die zu Beginn jeder Diskussionsrunde einen kurzen Überblick über den Textinhalt sowie erste Anmerkungen als Grundlage für die gemeinsame Diskussion enthalten.

 

Das Format der Socratics-Sessions ist einzigartig. Die Sessions zeichnen sich nicht nur durch die Teilnahme von besonders engagierten jungen Jurist*innen aus, sondern vor allem auch durch die kollegiale Gesprächsatmosphäre, in der Lob und Kritik an den Texten auf Augenhöhe überbracht werden. Bei meinem Socratics-Debüt ist jedoch ein Alleinstellungsmerkmal des Formats besonders hervorgestochen: Kaum sonst bekommen Doktorand*innen die Möglichkeit, ihre Texte Kolleg*innen aus so vielen verschiedenen Fachrichtungen, mit so diversen Forschungsschwerpunkten, präsentieren zu können.

 

Insgesamt wurden sechs Texte aus völlig verschiedenen Bereichen des Rechts vorgestellt. Philipp Bertsch reichte einen Text zum Thema "Nebenbeschäftigung nach dem Kollektivvertrag der Universitäten", Helena Palle einen Auszug aus ihrer Dissertation zu „Betriebsübergang und Insolvenz“. Erstmals wurde auch ein Enzyklopädie-Beitrag präsentiert, und zwar zum Thema "United Nations Millennium Declaration", verfasst von Tensin Studer. Weiters wurde ein Dissertationskapitel von Philipp Selim zum Thema "Auslandswahlrecht und Auslandswahlkämpfe" besprochen, gefolgt von einem Auszug aus der Dissertation von Julius Schumann zu „Rechtsinformation, Rechtssatz und Rechtseinheit“. Der Tag schloss mit einem nicht überwiegend rechtswissenschaftlichen Textbeitrag von Paola Lopez mit dem Titel "Bias does not equal bias. A socio-technical typology of bias in data-based algorithmic systems". In der Diskussion dieses Beitrags wagten die Fellows einen Schritt in die Welt der Künstlichen Intelligenz und beschränkten sich hier nicht nur auf rechtliche Aspekte, sondern beschäftigten sich auch mit der technischen Ausgestaltung von Algorithmen und gesellschaftlichen Implikationen.

Allein die Titel der behandelten Texte lassen darauf schließen, wie verschieden die behandelten Themenbereiche, die Forschungsinteressen der beteiligten Fellows und die Vielzahl der spannenden Ideen aller Beteiligten, die im Zuge der Diskussion aufgebracht wurden, waren. Das Format der Socratics Session will genau diesen Austausch junger Jurist*innen mit ganz verschiedenen fachlichen Schwerpunkten fördern. Denn wissenschaftliche Texte profitieren ungemein, wenn Überlegungen jenseits des eigenen Fachbereichs angestellt werden, sogar über die Grenzen der Rechtswissenschaft hinaus. Gerade neuartige Phänomene, denen wir als Rechtswissenschaftler*innen im Zuge der Digitalisierung begegnen, erfordern einen fachübergreifenden Ansatz, einen Blick durch die „interdisziplinäre Brille“.

 

Teilnehmer*innen der Socratics Session im Februar 2021: Philipp Bertsch, Danilo Brajovic, Viktor Forian-Szabo, Roman Friedrich, Kevin Labner, Paola Lopez, Helena Palle, Felix Rüker, Günther Schaunig, Philipp Selim, Julius Schumann, Tensin Studer, Nina-Maria Thomic, Florian Werni