von Roman Friedrich
Unter dem Titel Fractured Society? A Social Science Perspective gelang es Kittel, das Thema das Sommerdiskurses 2022 – Rebuilding Social Cohesion and Stability – aufzuspannen und einzuleiten und dadurch den Teilnehmer:innen wertvolle Impulse für die darauffolgenden Workshops, Panels und Debatten mitzugeben.
Vor dem Hintergrund der Ära des Financial („Vampire“) Capitalism fragte Kittel, wodurch sich eine gespaltene Gesellschaft („fractured society“) auszeichne. Er identifizierte idZ mehrere Faktoren, darunter extreme Vermögensungleichheit, kulturelle Desorientierung, die Fragmentierung der Frauenbewegung sowie das Phänomen des Othering bei vulnerablen Gruppen und ihren Angehörigen. Anschließend stellte Kittel historische Spaltungslinien („cleavages“) der Gesellschaft vor und tastete sie im Hinblick auf ihre Aktualität ab.
Den Schwerpunkt der Keynote bildete die Vorstellung der Ergebnisse des Austrian Corona Panel Project, das die Pandemiebekämpfung von März 2020 bis Mai 2022 wissenschaftlich und interdisziplinär begleitete.
Ein maßgebliches Ergebnis bestand darin, dass in Österreich ca. zwei Drittel der Befragten sich zumindest bis zu einem gewissen Grad um die Bedürfnisse anderer sorgen, wobei hierbei einige relevante Faktoren wie Geschlecht und (formale) Bildung identifiziert wurden.
Auch Daten zur im Laufe der Pandemie nachlassenden Wahrnehmung der Solidarität, die Identifikation der Befragten mit bestimmten gesellschaftlichen Grundwerten sowie die Bereitschaft zu lokaler Hilfeleistung wurden vorgestellt.
Kittel setzte diese Ergebnisse dann wiederum in Beziehung zum zuvor vorgestellten Modell der gesellschaftlichen Spaltung und zog das Fazit, dass in Österreich kein Hinweis für eine klare gesellschaftliche Spaltung vorliege. Gleichzeitig hielt er aber fest, dass es kleine, aber laute radikale Gruppierungen gebe, die viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Im Anschluss an die Keynote wurden Procedere und Ergebnisse des Austrian Corona Panel Projects auf Basis zahlreicher Nachfragen diskutiert.