von Roman Friedrich
Glücklicherweise entschied sich die LV-Leitung dazu, die November Socratics in Präsenz abzuhalten – selbstverständlich verbunden mit einem straffen Präventionsregime, bestehend aus 2G plus frischem negativem PCR-Test. Zweifelsohne ist die persönliche Anwesenheit beim speziellen Socratics-Format ganz essentiell, wie sich abermals gezeigt hat.
Diskutiert wurden unter dem Vorsitz von Franz Stefan Meissel und Michaela Windischgraetz abermals fünf Texte – eine gute Zahl für eine kurzweilige und ausführliche Diskussion über einen halben Tag erstreckt –, diesmal bereitgestellt von Paola Lopez, Sophie Schwertner, Richard Franz, Julia Bauer und Clemens Nigsch. Neben den Autor*innen nahmen Amina Al-Dubai, Jennifer Capelare, Roman Friedrich, Sophie Illedits, Stefan Jahn, Filip Paspalj, Michael Felix Schwarz, Monika Stempkowski und Felix Zopf als Referent*innen teil.
Der Ablauf entsprach Altbewährtem: Jeder Text wurde von einem Hauptreferierenden vorgestellt, zusammengefasst und kommentiert. Anschließend nahmen jeweils zwei bis drei weitere Referent*innen ausführlich Stellung. Danach war der „Floor“ offen und es hatten sämtliche Fellows die Gelegenheit, sowohl inhaltlich als auch zu Struktur und Sprache Feedback zu geben. Nach den stets sehr geschätzten Statements der Vorsitzenden – arrivierte und oftmalige Beurteiler*innen von Dissertationen mit Blick für Wichtiges – hatten abschließend die Autor*innen selbst Gelegenheit, auf die Kritik zu replizieren.
Die fachliche Vielschichtigkeit der Texteinreicher*innen versprach von Anfang an ein reichhaltiges Potpourri an rechtswissenschaftlichen Gedanken. Gestartet wurde mit einer Melange aus Mathematik und Recht zu bestimmten begrifflichen und grundrechtlichen Fragestellungen von Algorithmen wie insbesondere dem AMS-Algorithmus, dargereicht von Paola Lopez. Machine Learning und Artificial Intelligence hinter uns lassend, begaben wir uns anschließend zum Gabentisch, den uns Sophie Schwertner bereitet hatte. Dort fanden sich delikate Fragen zur analogen Anwendung arbeitsrechtlicher Bestimmungen auf arbeitnehmerähnliche Dienstverhältnisse. Es folgte ein Ausflug in die komplexe Welt einiger anspruchsvoller zivilrechtlicher Problematiken rund um die hypothetische Alternativdisposition, dargereicht von Richard Franz. Die Aufmerksamkeit und Diskussionsfreudigkeit nahm auch dann nicht ab, als abermals ein abrupter Themenwechsel erfolgte: Julia Bauer hatte uns mit ihrem Beitrag zum Schutz von Familien und Kindern im Asylkontext einen geradezu erschreckend aktuellen Beitrag kredenzt, dessen Diskussion nur allzu kurzweilig zur Mittagspause überleitete. Nachdem diese bewältigt war, stand noch ein Text auf dem Programm: Clemens Nigsch ließ die Socratics-Runde abermals an seinen Erkenntnissen zum Konzept der Entscheidungsfähigkeit teilhaben und rundete damit einen überaus spannenden Halbtag ab.
In gewohnter Manier wurden die intellektuellen Kapazitäten der Teilnehmer*innen zwischendurch durch Süßigkeiten, Getränke (wobei die koffeinhaltigen stets besonders beliebt sind) und ein Mittagessen angespornt und die professionelle Atmosphäre dadurch angenehm aufgelockert. Auf ausgiebiges Socializing wurde angesichts der aktuellen Situation freilich verzichtet. Dennoch: Dass die Socratics unter strengen Präventionsmaßnahmen in Präsenz stattfinden konnten, war eine feine Sache. It was a blast!