von Günther Schaunig
Am 1. und 2. August 2022 war wieder die Zeit gekommen für eines der beliebten Socratic-Seminare der Doktoratsschule Ars Iuris Vienna. Leitung und Moderation des Seminars in Strobl am Wolfgangsee übernahmen Frau Univ.-Prof. Mag. Dr. Iris Eisenberger, Frau Univ.-Prof. MMag. Dr. Michaela Windischgrätz und Herr Univ.-Prof. Mag. Dr. Franz-Stefan Meissel, die Atmosphäre und Inhalt gewohnt begeisternd und farbenfroh gestalteten. Gleichermaßen große Freude an den zwei gemeinsamen Tagen hatten die teilnehmenden Fellows (Julia Zöchling, Daniela Gschwindt, Laura Winninger, Sophie Semmler, Manja Seebacher, Dominique Korbel, Isabell Reich, Melissa Jabbour, Cornelia Tscheppe, Lukas Faymann, Felix Zopf, Viktor Forian-Szabo, Karina Jasmin Karik, Elias Pock, Alexander Rimböck, Thomas Voit, Anton Dirlinger, Sidar Yaylagül, Jennifer Capelare & Günther Schaunig). Socratic-Seminare sind ein Alleinstellungsmerkmal der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und bieten durch interaktiven Diskurs außergewöhnliche Rahmenbedingungen für innovatives Lehren und Lernen: Durch wechselseitiges Feedback zu wissenschaftlichen Manuskripten im Entwurfstatus sollen die Texte wachsen – und auch die Menschen hinter den Texten.
Folgende zehn Entwürfe wurden diskutiert: „Entwicklung lokaler Finanz- und Kapitalmärkte zur Finanzierung von Wasser-, Agrar- und Energieprojekten für die MENA Region“ (Viktor Forian-Szabo, Projektantrag), „Zuwendungen aus liechtensteinischen Stiftungen – Ertragsteuerrecht und Finanzstrafrecht (Teil I)“ (Günther Schaunig), „Need for Reform: The Assessment of Material Selectivity in Fiscal State Aid“ (Daniela Gschwindt, Auszug aus der Dissertation), „Protection & Protectionism: Geschlechtsspezifisches Interzessionsverbot und Interzedentenschutz“ (Karina Jasmin Karik, Auszug aus der Dissertation), „Äpfel und Birnen? Die Judikatur des EuGH zur Gleichbehandlung verschiedener Kategorien audiovisueller Mediendienste“ (Julia Zöchling, Auszug aus der Dissertation), „Causa and Consideration, two doctrines, one concept?“ (Melissa Jabbour, Auszug aus der Dissertation), „Das ‚Wesen‘ der mittelbaren Stellvertretung“ (Elias Pock, Auszug aus der Dissertation), „Vertragsverwaltung in Kultussachen“ (Cornelia Tscheppe, Auszug aus der Dissertation), „Der Sorgfaltsmaßstab des ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsführers iZm verdeckten Ausschüttungen aus österreichischer Sicht“ (Thomas Voit), „The GDPR as an instrument of regulating the Digital Single Market – overall conclusions“ (Felix Zopf, Auszug aus der Dissertation).
So also machen sich die Fellows auf den langen Weg, eine Doktorarbeit zu schreiben. Der Wortteil „Arbeit“ mag kein Zufall sein. Tatsächlich ist es oft ein steiniger Weg, den man in der Regel in sitzendem Zustand geht; ein Paradoxon, zumal in Begleitung der eigenartigen Bewandtnis, im Grunde keine Begleitung auf diesem Weg zu haben – ein „einsames Unterfangen“ sei die Dissertation oft, so das Professorenwort. Umso dankbarer sind die Fellows, sich einmal wahrhaftig auf den Weg machen zu können, Erfahrungen auszutauschen und Gemeinsamkeiten zu entdecken aus ihren „Books from Boxes“, sich meterhoch stapelnd in Papier und digital. Möglicherweise haben die Fellows dann, auf einer Bank in der Abendsonne sitzend und auf den Seehorizont blickend, Ähnliches gedacht, was ein österreichischer Dichter einmal sagte: „Dabei war aber die eigentliche Expedition, in einem Roman wie in allen Erfahrungen, die ihm zugrundelagen, für mich bisher immer noch der Weg zurück – aus dem Fernsten und Fremdesten zurück ins Allervertrauteste, der Weg zurück zu den Menschen.“